Ich bin einfach immer da!
27.05.24 Kinder- und Jugendhilfe
Für Maria Hentschel ist kein Tag wie der andere. Die Sozialpädagogin ist Fachkraft der „Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS)“. In ihrem Arbeitsalltag stellt sie sich ganz auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler der Hans-Schelter-Grundschule in Weiden ein und hat stets ein offenes Ohr.
3 Fragen an Maria Hentschel (35 Jahre), JaS-Fachkraft an der Hans-Schelter-Grundschule in Weiden
Wie hilfst und unterstützt du die Kinder dabei, Probleme zu lösen?
Bei Problemen im Schulalltag ist meine Präsenz unheimlich wichtig. Denn ich biete den Kindern einen sicheren, geschützten und verschwiegenen Rahmen an, in dem sie in Ruhe über ihre Probleme reden können. Sie können direkt zu mir kommen oder einen Zettel in meinen Briefkasten vor dem Büro werfen. Mein Angebot ist freiwillig und niederschwellig. Im Gegensatz zu den Lehrkräften bin ich als JaS-Fachkraft eine neutrale Person, die außerdem an die Schweigepflicht gebunden ist. Ich bewerte nicht, sondern betrachte zusammen mit den Kindern das Problem. Zum Beispiel: Warum ist dieser Streit passiert? Weshalb findet das Kind keinen Anschluss in der Klasse? Wir suchen gemeinsam nach den Ursachen. Oft frage ich die Kinder auch, wie ich sie unterstützen kann. Manchmal hilft es, über ein Kuscheltier in Kontakt mit den Kindern zu treten. Oder wir stellen eine Situation mit Gegenständen oder kleinen Figuren nach, oder ich zeichne etwas auf das Flipchart und wir reden darüber. Wichtig ist, dass das gewählte Mittel den Kindern Zeit gibt, Vertrauen aufzubauen. Es gibt auch Fälle, in denen mir Kinder mitteilen, dass sie nicht mehr nach Hause gehen möchten, weil sie zum Beispiel Gewalterfahrungen gemacht haben. Dann kann es sein, dass eine sogenannte Kindeswohlgefährdung vorliegt und ich verpflichtet bin, das zuständige Jugendamt zu benachrichtigen.
Mit welchen Anliegen kommen die Kinder zu dir?
Meistens geht es um Probleme in der Schule, also Streitigkeiten untereinander, oder um den häuslichen Kontext. Im schulischen Bereich sind es Konzentrations- oder Lernschwierigkeiten, aggressives Verhalten und Schwierigkeiten, Freunde zu finden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Kinder neu an die Schule kommen. Es kann aber auch vorkommen, dass sich Kinder aufgrund ihrer Persönlichkeit zurückziehen. Dann rede ich mit ihnen und versuche herauszufinden, woran das liegt. Und dann gibt es natürlich Konflikte zu Hause. Die Kinder belastet es, wenn die Eltern viel streiten oder sich trennen möchten. Aber auch Krankheiten oder Tod sind Themen bei mir. Es gibt tatsächlich alles. Und es kommen nicht nur die Kinder auf mich zu. Auch die Lehrkräfte teilen mir mit, wenn sie etwas beobachten. Oder Eltern sprechen mich an, weil ihr Kind keine Lust mehr hat, in die Schule zu gehen. Als JaS-Fachkraft bin ich an dieser Grundschule für 170 Kinder zuständig. Unterstützt werde ich von meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem JaS-Team der anderen Schulen. Die sind immer für mich da, wenn ich eine Frage habe.
Was zeichnet deine Arbeit aus?
Man muss sehr offen sein und auf Menschen zugehen können. Wenn ich den Eindruck habe, dass es einem Kind nicht gut geht, dann gehe ich auf dieses Kind zu und frage es, ob es für ein Gespräch zu mir kommen mag. Ich stehe auch sehr viel mit den Lehrerinnen und Lehrern in Kontakt. Deswegen bin ich auch ständig im Schulhaus unterwegs: entweder, um ein Kind abzuholen, um eine Lehrperson zu treffen oder um Projekte vorzubereiten. Ein weiteres Merkmal ist, dass ich mich immer wieder auf das Unvorhersehbare einlasse. Manchmal muss ich meinen Zeitplan über Bord werfen, weil irgendetwas passiert. Dann muss ich flexibel sein und meine Prioritäten spontan setzen. Generell bin ich einfach sehr gerne mit Menschen in Kontakt. Und ich mag die kleinen Kinder besonders. Da ist es wunderbar zu sehen, wie ich ihnen helfen kann. Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit.